Heute verbringe ich einen halben Tag mit einer Kundin. Als Beamtin arbeitet sie seit Jahren im selben Job – und hat die Nase voll. Sie will weg, etwas ganz anderes, raus aus dem Gewohnten. Ihr Kopf ist voller Ideen, aber welche soll sie umsetzen? Wohin geht die Reise? Und was ist eigentlich ihr roter Faden im Leben und in ihrer Arbeit?
Den Anfang des Coachings bildet bei mir immer der GPI Persönlichkeitstest. GPI steht dabei für Grundrichtung der Persönlichkeit nach der Individualpsychologie. Alfred Adler gründete die Individualpsychologie als eine der drei klassischen Formen der Tiefenpsychologie.
Dabei grenzte er sich an vielen Stellen von Sigmund Freud ab. Adler fragt nicht nur, warum wir Menschen sind, wie wir sind. Er fragt, wozu wir so sind, was wir davon haben, dass wir sind, wie wir sind. Mit der Frage nach dem Ziel unseres Verhaltens ist es oft verblüffend einfach, Probleme zu verstehen und auch zu lösen.
Das Persönlichkeitstestverfahren wurde von der Psychologin Nira Kfir aus Israel entwickelt. Sie leitet das Maagalim Institut für Psychotherapie und Beratung in Tel Aviv. Ihre Persönlichkeits- und Prioritätentheorie entwickelte sich zu dem innovativen psychotherapeutischen Diagnosesystem GPI, das international eingesetzt wird.
Stärken haben bei GPI Priorität
Dabei geht es Nira Kfir vor allem um die Priorität der Stärken und darum, persönliche Sackgassen zu entlarven, die sich in der frühen Kindheit entwickeln und die soziale Entwicklung und die Bewegung des Erwachsenen im Leben behindern oder einschränken.
GPI setzt nicht an den Schwachpunkten des menschlichen Lebens an. Wozu auch? Wir alle kennen unsere Schwächen im Schlaf. Aber wenn ich Sie jetzt bitte in 30 Sekunden ihre fünf größten Stärken aufzuzählen, dann werden die meisten Leser ins Schwitzen geraten – genauso, wie der Bewerber im Vorstellungsgespräch.
Irgendwo zwischen Kindheit und Erwachsen werden haben wir verlernt, stolz auf unsere Stärken zu sein, sie zielführend einzusetzen und so wirksam zu leben. Warum?
Weil jeder Mensch im Laufe seines Heranwachsens Grundüberzeugungen verinnerlicht und daraus sein Denken und sein Handeln ableitet. Unangenehme und Schmerzhafte Erfahrungen in unserer Kindheit haben wir in unserem Gehirn abgespeichert unter: „Das passiert mir nicht noch einmal.“
Dabei kann es durchaus sein, dass wir die eigentliche Grunderfahrung vergessen haben. Aber das Muster der Vermeidung steht bis heute fest. Viele dieser Grundüberzeugungen sind uns nicht bewußt. Wie ein Automatismus laufen daher Handlungen und Gedanken ab, ohne dass wir wissen, wozu.
Bei GPI geht es um das wozu. Die Frage nach dem Warum interessiert weniger. Wer warum fragt, fragt nach kausalen Zusammenhängen. Warum bin ich dick? Weil meine Mutter dick war. Das ist genetisch bedingt. Weil meine Eltern mich ungesund ernährt haben. Sie sind schuld. Was aber mache ich mit dieser Erkenntnis?
„Warum“ bringt nicht weiter
Frage ich aber nach dem Wozu? wird schnell klar, dass meine Essgewohnheiten Zielführend sind. Vielleicht ist Essen zu meinem Trost geworden nach dem Erlebniss von Mobbing, Ausgrenzung und Hänseleien. Essen lacht mich nicht aus, Essen ist nett zu mir. Essen ist immer für mich da.
Ich esse, um mich gut zu fühlen. Ich rauche, um dazuzugehören. Ich vermeide Erfolg, um kein Außenseiter zu sein. Ich werde Chef, damit mir die anderen endlich zuhören.
Meine Grundüberzeugungen funktionieren so lange, wie sie funktionieren. Wir suchen uns Freunde, Lebenspartner und Kollegen oder Mitarbeiter nicht nur nach der Chemie aus, sondern vor allem nach unseren Grundüberzeugungen.
Der Chef stellt genau den Mitarbeiter ein, der seine eigenen Überzeugungen teilt.
Kritisch wird es, wenn die Grundüberzeugungen des Mitarbeiters plötzlich wesentlich von meinen eigenen abweichen.
Es knirscht in der Partnerschaft, wenn der anfängliche gemeinsame Tanz um unsere Lebensmuster nicht mehr harmoniert.
Chaos im Kopf
Dann entsteht Chaos im Kopf. Dann tauchen existenzielle Lebensfragen auf: Wohin will ich eigentlich? Was kann ich überhaupt? Wer mag mich? Warum ist mein Leben so kompliziert?
Für meine Kundin schien das Leben über viele Jahre klar aufgebaut. Als Beamtin wußte sie, was sie erwartet, was das Leben so bringt und auf welche Sicherheiten sie zählen konnte.
Ihr Lebensmuster aber war: Um mich lebendig zu fühlen, brauche ich Abenteuer. Bei mir muss was gehen. Ich brauche Visionen und muss immer wieder Neues wagen.
GPI deckt auf mit AHA Effekt
Ich liebe den Persönlichkeitstest GPI. Dabei liegt für mich das Geheimnis dieses Testverfahrens weniger im Ausfüllen eines Online basierten Testes. Ich hatte schon immer wieder Kunden, die mit einer gewissen Skepsis an diesen Test herangingen. Oft höre ich Sätze wie: Ich habe schon ein paar Tests gemacht, gebracht hat es mir allerdings nichts. Die liegen in irgendeiner Schublade, ich weiß nicht mal wo!
Das Geheimnis liegt für mich im Auswertungsgespräch. In diesem Gespräch gebe ich wenig vor und lasse den Kunden die einzelnen Persönlichkeiten in seinem Leben beschreiben. In diesem Teil des Gesprächs bin ich der Maler.
Mit Worten und Symbolen begleite ich die Ausführungen meines Kunden am Whiteboard. Nach ein bis zwei Stunden hat der Kunde ein Bild seiner Grundüberzeugungen und Muster vor sich.
Das bin ja ich
Meine verbeamtete Kundin reagierte, wie viele Kunden vor ihr: „Wahnsinn, dass sie mich in zwei Stunden so genau beschreiben. Das bin ich wirklich. Jetzt weiß ich, warum ich im Moment so unglücklich bin. Jetzt verstehe ich, warum ich so viel Stress mit meinen Kollegen habe. Jetzt ist klar, warum das mit meinem Chef nie und nimmer funktionieren kann.“
Gleichzeitig mit ihren Grundüberzeugungen sind auch ihre Stärken sichtbar geworden. Diese Stärken sind ihr Kapital. Mit diesen Stärken kann sie weiter arbeiten. Stärken stärken.
Übrigens: Wenige Wochen später hat meine Kundin mich darüber informiert, dass sie gekündigt hat. Sie hat eine Stelle im Ausland entdeckt und wird auswandern.
Neugierig geworden?
Ein GPI Test hilft Ihnen beim Sortieren, Entscheidungen treffen, Stärken auspacken und anwenden. Ich setze ihn ebenso als Tool im Personal- und Bewerbungsmanagement ein.
Sie haben Fragen, Rückmeldungen, Anmerkungen oder wollen von einem einfachen aber wirkungsvollen Werkzeug profitieren?
GPI eignet sich ebenfalls für Teamcoachings
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Ihre Cornelia Schmid