Zuhören ist eine der wichtigsten Dinge überhaupt. Wenn Kommunikation nur in eine Richtung verläuft, endet sie schnell. Einbahnstraßen Kommunikation endet in Missverständnissen, Vorurteilen und Kriegen.
Ich hatte in meinem Leben viel mit Menschen zu tun, die sehr auf sich selbst bezogen waren. Ich, ich und nochmal ich. Kommunikation war Einbahnstraße. Ich hörte zu, holte Luft, um etwas zu sagen, wurde abgewürgt und hörte weiter zu. Kommunikation endete im Frust.
Als Mutter wollte ich das anders machen. Nah bei meinen Kindern wollte ich sein, zuhören, Interesse signalisieren, echt sein. Ich gebe zu, es ist mir nicht immer gelungen. Aber in der echten Auseinandersetzung mit meinen Kindern musste ich mich auch mit mir selbst auseinander setzen.
Warum ist zuhören so schwer?
Warum fällt mir zuhören so schwer? Warum bin ich schneller bei mir, als bei meinem Gegenüber? Was verhindert echtes Interesse? Manche Themen wollte ich am liebsten meiden. Ich wollte Themen, bei denen ich mich sicher fühlte.
Und dann folgte meine Ausbildung zum Individual Psychologischen Coach. Wieder ging es darum, zuzuhören. Häufig ging damit die Übung einher: Zuhören – in eigenen Worten wiedergeben, was ich verstanden habe – nachhören, habe ich tatsächlich das verstanden, was der andere mir sagen wollte?
Überraschung – oft meinte mein Gegenüber etwas ganz anderes, als ich verstanden hatte. Woran liegt das?
Weil ich andere Werte vertrete.
Wie schnell denke ich: Wie kann man nur so reden oder denken? Das ist doch nicht normal. Das ist unlogisch. Und ich übersehe, dass andere Menschen mit anderen Werten leben, aufgewachsen sind und sie heute vertreten. Wenn Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet, dann sind Werte nicht die Bewertung von richtig oder falsch, sondern Massstäbe, die dem einen viel bedeuten und dem anderen nichts sagen.
Weil ich vor dem Zuhören schon beim Deuten bin
Bevor mein Gegenüber ausgeredet hat, deute ich schon, bewerte und beurteile. Sprechen wir mit kleinen Kindern, oder Menschen, die unsere Sprache nicht gut sprechen, dann forschen wir automatisch nach, fragen nach, sagen, was wir verstanden haben. Diese Fähigkeit hilft uns auch im Alltag, kleinschrittig zu überprüfen, was wir verstanden haben, ohne sofort zu deuten.
Weil mein Gegenüber in mir bestimmte Gefühle hochkommen lässt
Wenn ein Amerikaner Trump gewählt hat, dann kann er ja nicht ganz dicht sein. Manche Themen werden in den Medien und in meiner Umgebung einfach gehandhabt. Dabei werden Gefühle übersehen. Bestimmte Eigenschaften von Menschen lösen Gefühle in mir aus.
Angst, Ohnmacht, Wut, Dankbarkeit, Erleichterung, Scham. Echte Kommunikation beinhaltet echtes Interesse. Wozu tickt mein Gegenüber so und nicht anders und was hat das mit mir zu tun?
Echtes Zuhören meint nicht, dem anderen in allem zuzustimmen, sondern erfahren zu wollen, was mein Gegenüber meint.
Das war und ist mir bis heute wichtig, wenn wir als Familie miteinander reden, kommunizieren, Beziehung leben. Ich habe Interesse an meine Kindern, ihrer Welt, ihrem Denken. Nicht immer bin ich einer Meinung mit meinen Kindern, und das ist in Ordnung. Aber ich will nah bei ihnen sein.
Mit 40 Menschen aus aller Welt ein halbes Jahr zusammenleben
Mitte April kam unsre älteste Tochter aus Neuseeland zurück. Mit fast 40 anderen jungen Erwachsenen aus der ganzen Welt, teilte sie ein halbes Jahr Leben, Glauben und Arbeit. Sara erzählt uns immer wieder, wie schwierig das Zusammenleben teilweise war. Kulturen prallten aufeinander, völlig unterschiedliche Werte und was dem einen normal erscheint, ist dem anderen völlig fremd.
Wie kann es gelingen, ein Ziel vor Augen zu haben – ein Outreach in Papua Neuguinea, in dem Menschen die rettende Botschaft von Jesus hören, wenn alle irgendwie anders ticken?
Eines der wichtigsten Themen in diesen Monaten: Kommunikation.
Reden – Zuhören – Verstehen.
Sara sagt mir: „Es prallen ganz unterschiedliche Kulturen aufeinander, da ist es klar, dass man nicht alles versteht, was der andere macht oder denkt. Jeder ist komplett anders aufgewachsen. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, anderen zuzuhören. Nicht aus Höflichkeit oder mit dem Gedanken: „dann kann ich dich bestimmt besser von meiner Seite überzeugen“.
Es geht nicht ums Überzeugen, es ist kein Wettbewerb. Jede Kultur ist einzigartig. Keine ist besser als die andere. Höre zu, um zu lernen, dich weiterzubilden, um zu verstehen woher die Person kommt. Ich glaube, dass es eine Person unheimlich ehrt, wenn sich jemand Zeit nimmt, um die eigene Kultur besser kennenzulernen.
Wir lernten in unserem Team, ehrlich zueinander zu sein. Einen offenen Raum zu schaffen, in dem man echt sein kann. Oft ist es so, dass bestimmte Dinge in einer Kultur ganz normal sind und in einer anderen Kultur als super unhöflich angesehen werden. In Papua Neuguinea z.B. ist es unhöflich, wenn sich zwei Menschen nach vorne gebeugt unterhalten, während eine weitere Person zwischen ihnen sitzt. In so einem Fall ist es höflicher, sich wortwörtlich „hinter dem Rücken“ einer Person zu unterhalten.
Ehrliche Kommunikation ist überlebensnotwendig
Es war überlebenswichtig, dass wir ehrlich waren und einander sagen konnten „Das stört mich, weil das in meiner Kultur als unhöflich angesehen wird.“ Damit kam oft die Frage auf „Wie kann ich sensibel gegenüber einer anderen Kultur sein, ohne dadurch meine eigene zu verleugnen oder zu unterdrücken?“.
Wichtig wurde mir, zu realisieren, dass es nicht darum geht, dass am Ende eine einzige richtige Kultur übrig bleibt. Es geht darum, voneinander zu lernen und offen zu sein für Kompromisse. Unser Outreach Team bestand aus drei Deutschen und 6 Amerikanern. Wir haben nicht immer alles so gemacht wie die Deutschen und nicht immer so wie Amerikaner.
Wir mussten Kompromisse finden, ehrlich sein wenn uns Dinge stören und einander zuhören, Fragen stellen. Manche Fragen beantworten sich, wenn man eine Gegenfrage stellt. Und wieder ehrt es Menschen viel mehr, wenn man ihnen persönlich eine Frage stellt, anstatt Vermutungen anzustellen, die nicht der Wahrheit entsprechen und das Zusammenleben noch viel mehr herausfordern.
Ich bin stolz auf meine Tochter und lerne einmal mehr: Kommunikation ist der Schlüssel zum Herzen anderer Menschen
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