Ein Gastbeitrag von Sara Schmid
Heute ist ein ganz besonderer Tag. Auf diesen Tag habe ich seit Jahren gewartet. Ich habe es geschafft – wir haben es geschafft. Die allerletzte mündliche Prüfung und meine Schulzeit geht zu Ende
Ich will nur noch schlafen
Schluss mit spätem Lernen bis in die Nacht und endlosen Klausuren und Prüfungen. Freiheit – endlich tun, was ich will. Im Moment spüre ich den unerbittlichen Drang, erst einmal drei Wochen zu schlafen. Während ich mein Glück kaum fassen kann, schaue ich in lauter erleichterte Gesichter. Wir haben es geschafft.
Um ehrlich zu sein, dieser Tag ist voller Emotionen.
Dankbarkeit, Glück, Freude. Aber ganz tief in meinem Inneren entdecke ich auch
Traurigkeit. Traurigkeit, wenn ich an die Freundschaften denke, die in den
letzten Monaten und Jahren entstanden sind. Wann werden wir uns wiedersehen?
Was jetzt beginnt, ist ein neues Kapitel meines Lebens, eine neue Art von
Freiheit und Verantwortung.
Ein ganzes Wochenende im Flugzeug
Auf der einen Seite fühlt es sich beängstigend an, bald mit diesem neuen Kapitel zu beginnen. Ich werde neue Leute kennenzulernen, neue Freunde finden und in meinem Fall ein ganzes Wochenende in Flugzeugen und auf Flughäfen verbringen, nur um auf die andere Seite der Welt zu gelangen. Beängstigend und schön zugleich.
Veränderungen sehen wir oft als etwas Unheimliches, oder Unangenehmes an, etwas, das nicht viel Spaß macht. Ich denke an meinen Schulwechsel nach der vierten Klasse. Als ganze Familie zogen wir von Hessen nach Baden-Württemberg. Auf der einen Seite hatte ich ein wenig Angst vor dem Neuen.
Werde ich Freunde finden? Werden die Lehrer nett sein? Werde ich gut genug sein? Auf der anderen Seite hatte ich dadurch 12 Wochen Sommerferien – das war spannend, aber irgendwann auch langweilig.
Veränderung – Change – Rückgeld
Ich möchte Dir von einer Entdeckung erzählen, die ich kürzlich gemacht habe: Im Englischen ist Veränderung auch das Wort für Rückgeld. Wenn du im Supermarkt bezahlst bekommst Du an der Kasse Rückgeld – engl. Change. Könnte Veränderung ein Moment sein, bei dem ich etwas zurückbekomme?
Was wäre, wenn ich nicht nur auf das Schlechte und Unangenehme einer Veränderung schaue, sondern darauf, was ich in dieser Situation lernen kann, was ich gewinne? Versteh mich nicht falsch. Ich meine nicht, dass du in jeder Veränderung hoffst, immer etwas zurückzubekommen. Aber ich glaube, wenn du dich gerade in einer Zeit der Veränderung befindest, könnte der Blick weg vom Verlieren hin zum „Rückgeld“ alles verändern.
Konzentriere Dich darauf, was Du in dieser Zeit gewonnen hast, zum Beispiel neue Freunde, Selbstbewußtsein, Mut angesichts einer neuen Situation, Mitgefühl für die Menschen, die möglicherweise genau das selbe erlebt haben. Alle diese Dinge können Dich wachsen lassen.
Ich ermutige Dich, anstatt auf das zu schauen, was Du möglicherweise verlierst, Deinen Blick auf Gott zu richten, den, der sich nie verändert und von ihm zu lernen. Er möchte, dass Du wächst und reifst und lernst.
Meine Schulzeit ist zu Ende – aber ich werde weiter lernen.
Lebenslang lernen. Mich verändern. Nächte durch lernen. Abschlüsse feiern – und
Rückgeld – Change – bekommen.
Nach meinem Abitur werde ich ein halbes Jahr nach Neuseeland
gehen. Mit der Organisation YWAM (Jugend mit einer Mission) nehme ich an einem
Jüngerschaftstraining teil und unterstütze Partnerorganisationen in
unterschiedlichen Ländern mit Hilfe vor Ort.