Erschütterung – Aus der Traum! Ich bin unterwegs zu einem Vortrag, als mich die Nachricht erreicht: Israel hat die Grenzen dicht gemacht aus Angst vor Corona. In drei Wochen hatte ich einen Flug nach Tel Aviv gebucht. Zehn Tage wollte ich eine Unternehmerin unterstützen und Freunde treffen.
Wenn aus Veränderung Erschütterung wird
Nicht erst seit Corona spüren wir die Verletzlichkeit dieser Welt und die Erschütterung, die in Wellen über unsere Welt schwappen.
Selbstbewusst mache ich Pläne für mein Leben und muss doch hilflos zusehen, wenn alles ganz anders kommt!
Was kann ich tun? Wo finde ich Ruhe und Frieden mitten in aller Unsicherheit?
Ich liebe es, mich in die alten Geschichten der Bibel zu versenken.
Fast auf jeder Seite der Bibel finde ich Geschichten von Menschen, die Erschütterungen erlebten. Abraham wird von Gott herausgerufen aus Tradition und Sicherheit und macht sich auf in ein unbekanntes Land.
Mose verbringt 40 Jahre seines Lebens in der Fremde und Bedeutungslosigkeit als Schafhirte, bevor seine Stunde schlägt und er der Befreier Israels wird.
David, der einfache, übersehene Schafhirte, der nach vielen Jahren als Flüchtling schließlich König über Israel wird.
Im Neuen Testament bin ich fasziniert vom Leben Jesu und seiner Schüler.
Bibellesen ist für mich Entspannung pur. Warum?
Weil ich darin entdecke:
1. Gott hat sich nie verändert
Gott ändert sich nicht; bei ihm gibt es keinen ständigen Wechsel von Ja oder Nein, „Soll-ich-oder-soll-ich-nicht?“.
Gott ist derselbe Gott, damals bei Abraham und Mose und David, heute in meiner Welt und für immer und immer und immer und …
Gott ist nicht hin und hergerissen. Er kennt keine Unsicherheit und keine Angst.
Lese ich diese Geschichten, dann lerne ich Gott kennen. Einen Gott, der uns Menschen liebt, der führt und leitet, wenn wir in ausweglosen Situationen sind, dessen Gedanken weitaus größer sind, als mein kleines Gehirn denken kann.
Ein Gott, der keinen Schlaf braucht und trotzdem immer und jederzeit wach und einsatzbereit ist.
Warum bin ich so verspannt?
Das schenkt meinem Leben Ent-Spannung und entlarvt zugleich meine Spannungsfelder. Die Spannung, immer und überall einsatzbereit zu sein, jeden Trend möglichst als erste zu entdecken.
Die Erwartung jederzeit mein Bestes zu geben und als erste durchs Ziel zu laufen. Die Idee, wenn ich nur mein Bestes gebe, dann muss das Ergebnis auch brillant sein und von allen gesehen werden.
Göttliche Entspannung entlarvt zugleich auch meine Ängste vor Unkontrollierbarem, vor Veränderungen, denen ich menschlich gesehen nichts mehr entgegenzusetzen habe:
Corona, Klimakatastrophen, Flüchtlingskrisen, finanzielle Einbussen, Schicksalsschläge. „Fürchte Dich nicht“ – sagt mir Gott in der Bibel zu und das nicht nur einmal.
2. Mit Veränderung leben kann ich nur, wenn ich eine unveränderte Basis habe
Wer sich ständig von Veränderungen und Erschütterungen beeinflussen lässt, wird geistlich Seekrank. Bei einer physischen Seekrankheit kann das Gehirn verwirrt werden. Die Augen nehmen wahr, dass die Wände eines Schiffes stabil und gerade sind.
Und trotzdem nimmt das Gleichgewichtsorgan schwankende Bewegungen wahr. Als Resultat bekommen Menschen Kopfschmerzen und Übelkeit bis zum Erbrechen.
Was rät man Seekranken? An Deck gehen und auf den Horizont blicken. Dem Auge etwas geben, was unverändert bleibt.
Wer sich in seinem Leben ständig von Veränderungen bestimmen lässt, gerät in Gefahr, verwirrt zu werden.
Ich stelle selbst in den letzten Tagen immer wieder fest, wie schwer der Blick auf den Horizont ist. Es scheint einfacher zu sein, dem Strom der Nachrichten zu folgen und mir auszumalen, welche Auswirkungen Corona auf unser Unternehmen haben könnte.
Ich lerne neu, den Horizont im Blick zu behalten.
3. Die Bibel sagt mir ganz klar, wer ich (nicht) bin
„Nun zu euch, die mit großen Worten ankündigen: »Heute oder morgen wollen wir in diese oder jene Stadt reisen. Wir wollen dort ein Jahr bleiben, gute Geschäfte machen und viel Geld verdienen.«
Ihr wisst ja noch nicht einmal, was morgen sein wird! Was ist denn schon euer Leben? Nichts als ein flüchtiger Hauch, der – kaum ist er da – auch schon wieder verschwindet. Darum sollt ihr lieber sagen: »Wenn der Herr will, werden wir dann noch leben und wollen dieses oder jenes tun.« Die Bibel – Jakobus 4
Mein Leben ist ein Hauch, ein Atemzug, ein Rauch, eine Brise.
Wie oft denke ich: ich bin so wichtig. Wie oft glaube ich, dass Dinge von mir abhängen.
Die Bibel sagt etwas anderes: Mein Leben ist ein Hauch, ein Windstoß. Eine kleine Zeit bin ich da, und dann verschwinde ich.
Mein Auftrag – Rauchzeichen geben
Und je mehr ich in den Geschichten der Bibel versinke, umso mehr verstehe ich, dass Menschen, die ganz nah bei diesem Gott gelebt haben, genau das verstanden haben.
Sie konnten es sich leisten, 40 Jahre in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, sie hielten Flucht, Verachtung, Hunger und Gefängnis aus, weil sie wußten – mein Leben ist ein Rauch.
Gott ist wichtig – ich bin es nicht!
Mein Auftrag ist es, Rauchzeichen zu geben, um anderen Menschen den Weg zu Gott zu zeigen.