Seit einigen Jahren planen mein Mann und ich das neue Jahr. Welche Vorsätze haben wir? Was wollen wir erreichen? Beruflich? Privat? Gesundheitlich? In unserer Ehe? Welche Freundschaften sind uns wichtig? Was wollen wir tun? Was lassen?
Was ist wirklich wichtig?
Und die wichtigste Frage – welche Vorsätze haben wir auf unserer Reise mit Gott? Was ist für dieses Jahr wichtig? Was wollen und sollen wir lernen? An welcher Stelle ist es dran, aus unserem Boot der Sicherheit auszusteigen und neue Herausforderungen anzunehmen? Welche Vorsätze warten schon lange auf ihre Umsetzung?
2019 – wir beenden gerade unsere Planungsstage, da stirbt wenige Tage später Stefans Mutter. Das haben wir nicht kommen sehen. Das stand nicht auf unserem Plan.
Auch an der Arbeit macht sich Veränderung bemerkbar, die wir nicht eingeplant hatten. Im Rückblick gesehen scheint 2019 gar nicht nach Plan gelaufen zu sein.
Auch 2020 entwickelt sich nicht so, wie es in unserem Plan steht. Veränderungen stehen an, die wir eigentlich erst für 2021 eingeplant hatten.
In den letzten Wochen las ich viel über gute Vorsätze für das neue Jahr. Und während die einen darauf schwören, alle Lebensbereiche gut durchzuplanen, hat sich bei den anderen längst die These breit gemacht: Vorsätze bringen nichts. Lebe am 1. Januar einfach weiter wie bisher.
Die Frage, die mich dabei beschäftigt:
Hatte Jesus eigentlich gute Vorsätze?
- Jesus hatte ein großes Ziel
Als Jesus mit 30 Jahren seinen Dienst als Wanderprediger aufnahm, kannte er sein großes Lebensziel: Am Kreuz zu sterben. Hätte ein Coach Jesus darum gebeten, seine Ziele nach der SMART[1] Methode festzulegen, dann wäre Jesus gescheitert, spätestens bei der Attraktivität des Ziels. Nein, attraktiv war das Lebensziel nicht. Aber klar. Jesus wußte, was er wollte, wohin er wollte und was ihn daran hinderte, räumte er aus dem Weg. Als sein Schüler Petrus ihn von diesem unattraktiven Ziel abbringen will, wird er von Jesus harsch zurecht gewiesen.
Wie oft sind meine eigenen guten Vorsätze und Ziele nur kurzfristige Ziele: Mehr Umsatz, mehr Sport, mehr Zeit. Es lohnt sich, immer wieder auch darüber nachzudenken: Was ist mein großes Lebensziel? Ist das, wofür ich lebe, es wert, auch dafür zu sterben? Es macht mich nachdenklich, dass in einem Großteil der Welt Christen verfolgt und getötet werden, während ich nach attraktiven Jahreszielen suche.
- Auf dem Weg zum großen Ziel
Drei Jahre ist Jesus als Prediger unterwegs im Land Israel. Sein Alltag ist voll von Entscheidungen, die er zu treffen hat; Menschen, die Erwartungen an ihn haben; Theologen, die ihn mit Fangfragen ausschalten wollen. Wie trifft Jesus Entscheidungen? Woher weiß er, was er wem sagen soll?
Sein Geheimnis ist die enge Verbindung zu Gott, seinem Vater. Miteinander reden, schweigen, Zeit verbringen, hinhören, sein lassen. Nach Stille und Auszeit weiß Jesus, wen er in den Kreis seiner 12 Schüler wählen wird, in welchen Ort er heute soll, wann es Zeit ist über den See Genezareth ans andere Ufer zu fahren und wann die Zeit reif ist, nach Jerusalem zu gehen.
Also soll ich mir keine Ziele mehr stecken? Keine Planungstage mit meinem Mann mehr durchführen, weil am Ende doch alles anders kommt?
Wir werden weiterhin planen. Denn nur wer Ziele hat, kann sie auch erreichen. Wer nicht weiß, wohin er will, für den ist jeder Weg recht.
Was ist mein großes Ziel?
Interessant – je klarer das große Bild wird, umso
unwichtiger werden kurzfristige Ziele.
Die Bibel nennt u.a. ein großes Ziel – wir sollen verwandelt werden in das Bild
Jesu. (2.Korinther 3,18) Werden wie er. Jesus und ich deckungsgleich.
Je mehr ich darüber nachdenke, umso unwichtiger werden Umsatzsteigerung, mehr
Zuhörer, mehr Aufträge, … Ich sage nicht, das es unwichtig ist, aber es nimmt
weniger Raum ein in meinem Denken.
Manche Pläne, die ich mache, muss ich bald über den Haufen werfen. Menschen werfen mir Knüppel zwischen die Beine, die Gesundheit macht nicht mit, oder andere unvorhergesehene Dinge geschehen. Je klarer mein großes Ziel ist, umso weniger werfen mich Planungsänderungen aus der Bahn.
Es läuft nicht so, wie ich dachte. Na und?
Agiles Leben
Agiles Handeln in Unternehmen beginnt zuallerst mit meiner persönlichen Haltung im Denken und Fühlen. Wer privat phlegmatisch ist und jede Veränderung scheut, wird sein Unternehmen nicht agil führen können.
Von den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob, ja, vom gesamten Volk Israel lerne ich Agilität. Ankommen, Einrichten, Wohlfühlen – Aufbruch, Weiterziehen, Neues Land. Leben als Nomade. Ganz hier und doch mit der Sehnsucht auf das große Ziel.
Das große Ziel war das Gelobte Land. Trotzdem gab es Etappenziele und die wurden gefeiert.
Und deshalb feiere ich meine Etappen und ich feiere auch das
Ende einer Etappe. Immer mit dem Wissen – ich gehe auf das große Ziel zu.
[1] Die SMART Methode ist ein Hilfsmittel zur Definition von Zielen, dabei steht S für spezifisch, M für messbar, A für attraktiv, R für realistisch und T für terminierbar